Dienstag, März 13, 2007

 

Greater Annamites: Keimzelle fuer neue Arten


Neue Tierart: Die Eidechse Acanthosaura natalie ist in den Annamiten erstmals beschrieben worden.













Der WWF hat in der Vietnamesischen Provinz Hue, im Herzen der Greater Annamites, neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt. Darunter sind fuenf Orchideen, eine Eidechse (Acanthosaura natalie) sowie zehn Pflanzen und zwei Schmetterlinge, die derzeit von Wissenschaftlern untersucht werden.
Die Greater Annamites sind weltweit die Festlandregion mit der hoechsten Rate an endemischen Arten, die nur hier und nirgendwo anders vorkommen.
Grund dafuer sind die historischen Wechsel von Eiszeiten und Erwaermungen. Einhergehend damit ist der Tropenwald der Annamiten geschrumpft und expandiert, aber es sind immer Regenwaldreste als letzte Rueckzugsgebiete fuer Tiere und Pflanzen erhalten geblieben (im Gegensatz zu vielen anderen Regionen der Erde). In diesen Refugien haben Pflanzen und Tiere ueberlebt und sich zu neuen Arten weiterentwickelt.

Montag, Jänner 29, 2007

 

Expedition in den Saola-Wald



Das "unsichtbare" Saola, © WWF Greater Mekong Programm








Mit dieser Schlingfalle erlegen die Dorfbewohner Ratten und Eichhoernchen. © Marc-Alexander Gross/ WWF Greater Mekong Programm























Luong Quang Hung und Nguyen Nhat An vom WWF Vietnam erkunden den Saola-Wald. © Marc-Alexander Gross/ WWF Greater Mekong Programm


Nun ja, es war keine Expedition im eigentlichen Sinne, aber wir haben uns auf die Spuren eines der unsichtbarsten Saeugetiere unseres Planeten begeben: das Saola. Von dem Saola, das nur in den Annamiten vorkommt (Vietnam, Laos), haben bis heute nur wenige Hundert Tiere überlebt. Diese stark gefährdete Antilopenverwandte ist erst 1992 durch eine Expedition unter Teilnahme des WWF entdeckt worden. Für die Wissenschaft war es eine Sensation, dass zum Ende des 20 Jahrhundert noch eine große Säugetierart entdeckt worden ist. Erst wenige Menschen haben ein Saola lebend gesehen und es existieren nur eine Hand voll Fotos.
Entlang eines kleinen, glucksenden Gebirgsbaches haben wir uns in den Saola-Wald vorgearbeitet. Es ging zwischen wilden Bananengewaechsen hindurch, vorbei an Baumfarnen, der eine oder andere umgestuerzte Urwaldriese war zu ueberwinden. Die nassen Fuesse haben nicht lange auf sich warten lassen, waehrend wir von einem rutschigen Stein zum naechsten gesprungen sind. Entlang des Baechleins und auf umgestuerzten Baumstaemmen waren zahlreiche Schlingfallen (legal) aufgestellt. Gott sei Dank fuer kleinere Tiere wie Ratten und Eichhoernchen, und nicht fuer das Saola. Die Schingfallen werden alle paar Tage von den Dorfbewohnern kontrolliert. Erlegte Tiere sind eine wichtige, ergaenzende Eiweissquelle im Speiseplan der Menschen. Es werden aber auch groessere Fallen aufgestellt, um z.B. Wildschweine zu fangen, die die Ernte schaedigen. Auch das eine oder andere Saola verfaengt sich in den grossen Fallen – ein Verlust, der bei so wenigen Tieren schnell zu einer Bedrohung fuer die Tierart werden kann.
Der WWF hat ein wichtiges Etappenziel fuer den Schutz des Saola erreicht: die Provinzregierung hat einem Schutzgebiet zugestimmt. 10.000 Hektar Saola-Urwald werden unter Schutz gestellt. Ein weiteres Schutzgebiet ist in Vorbreitung.

Freitag, Jänner 19, 2007

 

Lebens-MOSAIC


Ab Dienstag werde ich in der Vietnamesischen Provinz Quang Nam unterwegs sein, um das WWF-Projekt MOSAIC kennenzulernen. MOSAIC steht fuer Management Of Strategic Areas for Integrated Conservation (Management von strategisch ausgewaehlten Gebieten fuer einen integrierten Naturschutz). Das Projekt ist in den Zentral-Annamiten angesiedelt, die vom WWF als ‚Hotspot’ fuer Artenvielfalt identifiziert wurden. Die Region ist wichtiges Rueckzugsgebiet fuer Arten wie Rot- und Grauschenkel Kleideraffe, Weiss- und Gelbwangen Schopfgibbon und Saola (die nur in den Annamiten bzw. Indochina vorkommen), aber auch Tiger und asiatischer Elefant durchstreifen die Waelder von Quang Nam. Mehr als 20 Schildkroetenarten haben ihre Heimat in dem Gebiet. Aber wie das Artenspektrum sind auch die Gefahren vielfaeltig. Grosse Teile des tropischen Regenwaldes sind bereits zerstoert. Die Restgebiete sind durch illegale Schlaegerungen, vorrueckende Landwirtschaft, Strassenbau und neue Siedlungen bedroht. Ein massives Problem ist die Wilderei. Professionelle Wilderer jagen Affen, Tiger und Schildkroeten fuer „Feinkost-Restaurants“, als „Heilmittel“ in den traditionellen Medizin oder fuer den Export nach China. Die Zeit draengt, um dieses Naturparadies fuer die Nachwelt zu erhalten und der WWF arbeitet mit Partnern auf allen Ebenen. Ein Schwerpunkt ist die Kooperation mit den Provinzbehoerden, um die Wilderei und den Wildtierhandel effektiv zu bekaempfen, eine sanfte Nutzung der Waelder zu foerdern, das Netz an Naturschutzgebieten zu verbessern und die Umwelterziehung zu staerken. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit der Lokalbevoelkerung, damit diese ihre natuerlichen Ressourcen (Wald, Fluesse) nachhaltig nutzen und vor Eindringlingen schutzen koennen. Mehr dazu von vor Ort kommende Woche ...

Sonntag, Jänner 07, 2007

 

Weihnachtspause


Blick von der Eco-Lodge auf den Nam Sang Fluß, © Marc-Alexander Groß

Bizarre Karstformation bei Vang Vieng, © Marc-Alexander Groß

Unser laotischer Christbaum (echt – kein Plastik), © Marc-Alexander Groß





Hallo – ich melde mich zurück aus der Weihnachts- und Silvesterpause. Obwohl man von “Pause” hier in Laos eigentlich nicht reden kann, da Weihnachten keine religiöse Bedeutung im Buddhismus hat und das laotisch-buddhistische Neujahr um den 13. bis 15. April herum gefeiert wird.
Trotzdem gab es zwei Feiertage, den 25. Dezember und den 1. Jänner. Ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag habe ich also wieder im Büro gesessen. Dafür haben wir uns über Silvester ein paar Tage Auszeit gegönnt und sind nach Vang Vieng gefahren. Vang Vieng liegt nördlich von Vientiane, etwa auf halber Strecke nach Luang Prabang (Weltkulturerbe). Vang Vieng selbst ist kein schöner Ort und überfüllt mit Rucksacktouristen, aber die umgebende Natur ist einmalig. Der wilde und weitgehend unberührte Nam Song Fluss schlängelt sich durch die Landschaft, vorbei an den westlichen Ausläufern des Kalksteingebirges. Zahlreiche Höhlen laden zu Entdeckungstouren ein. Das Kalksteingebirge ist ein Paradies für Kletterer. Der Nam Song kann mit dem Kajak „bezwungen“ werden oder auf riesigen LWK-Reifen (bzw. den Schläuchen).
Wir haben in der Eco-Lodge gewohnt, ein allabendliches Lagerfeuer am Fluss inklusive. Gut gefallen hat uns auch die Organic Farm, ein Biobauernhof, auf dem nicht nur Gemüse, Obst und andere Leckereien ohne Gifte und Chemie angebaut werden, sondern der auch soziale Projekte unterstützt, z.B. einen Schulbus für die Dorfkinder sponsert.

Donnerstag, Dezember 21, 2006

 

Wiederentdeckung nach 67 Jahren


Illegal gehandelte und von den Vietnamesischen Behoerden beschlagnahmte Annam-Schildkroete; © WWF Greater Mekong Programm


Ein Forscherteam des Asiatischen Schildkroetenprogramms hat in Zusammenarbeit mit dem WWF die Annam-Schildkroete (Mauremys annamensis) nach 67 Jahren in “freier Wildbahn” wiederentdeckt. Diese Suesswasser-Schildkroete kommt nur in Vietnam in den Zentralannamiten vor und ist vom Aussterben bedroht. Wilderer stellen ihr nach und schmuggeln sie vor allem nach China, wo sie als Schildkroetensuppe verzehrt oder zu „Naturheilmitteln“ verarbeitet wird.
Die Wiederentdeckung ist eine kleine Sensation und naehrt die Hoffnung, dass es noch eine ueberlebensfaehige Population der Annam-Schildkroete in den Zentralannamiten gibt. Das Asiatische Schildkroetenprogramm und der WWF wollen ihre Schutzbemuehungen nun verstaerken.

Mittwoch, Dezember 20, 2006

 

Nachtrag Oudomxay

Da sich die Fotos letztes Mal nicht hochladen liesen:


Der Xe Kong muendet in den Mekong; © Marc-Alexander Gross/ WWF Greater Mekong Programm











In Gruppenarbeit schreiben Lavaa-Frauen auf, welche Arbeiten (wie Reis ernten) sie zu welcher Jahreszeit durchfuehren; © Marc-Alexander Gross/ WWF Greater Mekong Programm










Lavaa-Maedchen; © Marc-Alexander Gross/ WWF Greater Mekong Programm














In Oudomxay entsteht eine Huette; © Marc-Alexander Gross/ WWF Greater Mekong Programm

Samstag, Dezember 16, 2006

 

Fischerdorf Oudomxay

Am Dienstag nachmittag bin ich nach fast 24 Stunden Anreise in Oudomxay angekommen. Eric Meusch, der Leiter des WWF Projektes vor Ort, hatte mich in Attapeu mit dem Auto abgeholt, um die letzten 20 Kilometer zum Dorf zurueck zulegen. Oudomxay ist eines von 30 Fischerdoerfern, in denen der WWF das Projekt "Nachhaltige Bewirtschaftung von Fischbestaenden zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Landbevoelkerung am Xe Kong Fluss" umsetzen will.
Oudomxay besteht aus 86 Huetten, die entlang des Flusses im Schatten von alten Obstbaeumen stehen (Mango, Papaya, Bambus, Tamarind, Kokuspalmen ...). Der Grossteil der Bewohner gehoert zu der ethnischen Minderheit der Lavaa, die neben laotisch ihre eigene Sprache haben. Es gibt keinen Strom und kein fliessend Wasser, der Wald ist die Toilette. Der Fluss bestimmt das Leben: er liefert Fisch, Trinkwasser, die Dorfbewohner waschen sich und ihre Waesche dort, er wird als Wasserstrasse genutzt. Die Kindersterblichkeit ist hoch. Ein Dorfbewohner hat uns erzaehlt, dass von seinen 10 Kindern nur fuenf ueberlebt haben. Die Menschen in Oudomxay gehen nicht zum Arzt, sondern behandeln Krankheiten mit Heilkraeutern und spirituell. Neben dem Fluss ist der Wald die zweite Lebensquelle fuer die Dorfbewohner. Sie ernten sogenannte Nichtholzprodukte wie Rattan und Bambus, gewinnen Baumharze (fuer Fakeln und zum Impraegnieren des Holzes), Pilze, Wildfruechte, Orchideen, Heilkraeuter. Sie jagen im Wald, gewinnen dort Bauholz fuer ihre Huetten und begraben ihre Toten im Wald. Reis, die wichtigste Nahrungsquelle, wird um das Dorf herum angebaut. Die meisten Waren werden getauscht und Arbeit wird meist mit Nahrungsmitteln wie einem Huhn bezahlt. Geld spielt eine untergeordnete Rolle.
Mangelernaehrung, besonders Proteinmangel, und damit verbundene Krankheiten sind ein ernstes Problem. Deswegen spielt der Fischfang eine zentrale Rolle fuer die Menschen. Die Dorfbewohner von Oudomxay haben auf Anhieb 55 Fischarten aufgelistet, die sie fangen. Sie berichten aber auch, dass es immer schwieriger wird, ausreichend Fisch zu fangen. Motorisierte Fischerboote von ausserhalb, ausgestattet mit modernen Netzen, fischen in den traditionellen Fischgruenden von Oudomxay. Es wird auch illegal mit Dynamit (oder alten Granaten aus dem Vietnamkrieg) und "Elektroangeln" gefischt. Chinesische High-Tech-Boote fahren den Fluss auf der Suche nach Gold auf und ab. Dabei wird hochgiftiges Quecksilber verwendet, um das Gold herauszuloesen - mit gravierenden Folgen fuer den Xe Kong , seine Tierwelt und die Fischergemeiden. Weiters ist eine Serie von Staudaemmen geplant, die das natuerliche Gefuege des Flusses stark veraendern werden.
Mit seinem Projekt will der WWF den Fischergemeinden helfen, ihre Lebenssituation zu verbessern und gleichzeitig die Vielfalt an Fischarten, Schildkroeten und anderen Flussbewohnern bewahren. Ueberhaupt kein Widerspruch, denn die Bewohner von Oudomxay koennen ihre Lebenssituation nur dann verbessern, wenn auch ausreichend Fisch vorhanden ist. Das WWF Projekt steht noch am Anfang. In der letzten Woche ging es darum, erst einmal die Lebensumstaende der Dorfbewohner zu analysieren, Probleme wie illegale Fischerei zu identifizieren und erste Loesungsansaetze zu entwickeln. Als einen wichtigen Schritt haben die Fischer vorgeschlagen, einen Flussabschnitt als Schutzzone einzurichten. In diesem Abschnitt laichen viele Fischarten und es gibt "deep pools", oft mehr als 10 Meter tiefe Loecher im Flussbett, wo sich die Fische in der Trockenzeit hin zurueck ziehen. Die Idee der Schutzzone ist, dass sie sozusagen Bruttstaette fuer mehr zukuenftigen Fischreichtum sein soll. Um diese Schutzzone und andere Massnahmen umzusetzen ist es noch ein weiter Weg, denn es muessen auch Vereinbarungen mit den Fischern von ausserhalb getroffen werden. Aber ein Anfang ist mit der vergangenen Woche in Oudomxay gemacht.

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