Montag, Oktober 30, 2006

 

United Nations Day

(Wie es manchmal in so wichtigen Momenten ist: unsere Kamera hat "Akku leer" angezeigt, als wir das Fotoshooting starten wollten. Fotos werden nachgereicht, sobald wir welche vom Kindergarten bekommen haben.)

Die letzte Woche ist in Amelies Kindergarten mit einem Festl anlässlich des United Nations Tag ausgeklungen. Kinder und Eltern waren dazu aufgerufen, ein typisches Gericht ihres Landes mitzubringen sowie traditionell gekleidet zu sein. Wir haben versucht, Österreich und Deutschland würdig mit Erdäpfelsalat und Würstel zu vertreten, traditionelle Kleidung konnten wir leider nicht bieten. Dafür waren die laotischen Lehrerinnen in farbenprächtige Gewänder der ethnischen Minderheiten gehüllt.
Die Kinder haben dann „Bruder Jakob“ und „Willkommen“ in 14 Sprachen vorgetragen – stellvertretend für die 14 Nationen, die im Kindergarten vertreten sind. Die Vorstellung klang mit der Darstellung eines laotischen Tanzes aus, den die Kinder einstudiert hatten. Dann wurde zum Buffet gebeten – angerichtet aus eben jenen landestypischen Gerichten.
Wir Eltern waren von dieser stimmungsvollen Feier sehr begeistert und freuen uns, dass sich Amelie im Kindergarten wohl fühlt.

Mittwoch, Oktober 25, 2006

 

Bach Ma Nationalpark



Kronendach im Tropenwald, Bach Ma Nationalpark © WWF Greater Mekong Programm, Marc-Alexander Gross





Urwaldriese mit Brettwurzeln © WWF Greater Mekong Programm, Marc-Alexander Gross



Noch ein weiteres Detail zu meinem Besuch des „Green Corridor Projektes“ (s. Bericht vom 22.10.). Auf der Ho Chi Minh Autobahn (na ja Landstraße), die dem Verlauf des legendären Ho Chi Minh Pfades aus dem Vietnamkrieg folgt, sind wir häufig an entwaldeten Hügelkuppen vorbei gekommen. Eine Kriegsfolge: die Wälder sind damals durch Agent Orange entlaubt worden. Bevor sie sich regenerieren konnten, hatte sich eine undurchdringliche Gras- und Gebüschdecke ausgebreitet, die ein Nachwachsen des Waldes bis heute verhindert.

„Kill nothing but time
Take nothing but good photographs
Leave nothing but good will“

... heisst es auf der Eintrittskarte zum Bach Na Nationalpark, wo mich meine Vietnam-Stippvisite am Donnerstag hinfuehrte. Der Nationalpark ist ebenfalls ein Trittstein der „grünen Lebensader“, die sich von der vietnamesischen Küste im Osten bis zur Grenze mit Laos im Westen zieht. Das Gebiet des Nationalparks war im Vietnamkrieg heftig umkämpft. Trotzdem sind noch rund 3.000 Hektar des 22.000 Hektar großen Naturjuwels quasi unberührter Urwald (der größere Teil ist so genannter Sekundärwald, in dem z.B. schon einmal Holz geschlägert wurde). Und der Nationalpark wird jetzt auf rund 35.000 Hektar erweitert – ein weiterer Erfolg des Green Corridor Projektes. In den zwei Stunden vor Ort habe ich außer Vögeln in schillernden Farben keine Tiere gesichtet. Nächstes Mal werde ich mehr Zeit mitbringen, dem Rat des Parkrangers Minh folgen und mir es mit einer Hängematte im Urwald bequem machen. Mit etwas Glück wird dann eine Gruppe von Rotschenkel-Kleideraffen (auch die gibt es nur in den Annamiten und nirgendwo anders auf der Welt) oder ein Nebelparder an mir vorbeiziehen.

Sonntag, Oktober 22, 2006

 

Grüne Lebensader

Am Mittwoch war ich in der Vietnamesischen Provinz Hue, die rund 800 km südlich von Hanoi liegt. Barney sowie Chris (zwei Kollegen vom WWF Greater Annamites Team) und ich haben eine Rundtour in diesem Teil der Zentralannamiten unternommen, wo das „Green Corridor Projekt“ (grüne Lebensader) durchgeführt wird.
Ziel des Green Corridor Projektes ist es, die letzten verbliebenen Tieflandregenwaelder der Annamiten zu schuetzen und damit Tierarten, die nur hier und nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen, vor der Ausrottung zu bewahren. Höchste Priorität hat die Rettung des Saola (annamitisches Waldrind), das erst 1992 durch eine gemeinsame Expedition von WWF und Vietnamesischer Forstbehörde entdeckt wurde. Das Expeditionsteam ist damals in Häusern lokaler Jäger auf ein Geweih gestoßen, das zum damaligen Zeitpunkt keinem der Wissenschaft bekannten Tier zuordenbar war. So nahm die Entdeckung des Saola ihren Lauf. Es wird auch das „unsichtbare Saloa“ genannt, denn nur wenige Menschen haben bisher ein lebendes Tier gesehen. Meist wird es tot in den Schlingfallen gefunden, mit denen eigentlich Wildschweine gefangen werden sollen. Dieses Schicksal hatte auch das (ausgestopfte) Saola ereilt, dem ich plötzlich im Haus der Forstbehörde in Hue gegenüber stand. Neben dem Saola setze ein Indochinesischer Tiger, ebenfalls ausgestopft, zum Sprung auf mich an. Die Polizei hatte die Trophäe auf der Ho Chi Minh Autobahn konfisziert.
Es gibt gute Nachrichten für das Saola: die Chancen stehen gut, dass ein weiteres Schutzgebiet, rund 10.000 Hektar Urwald, für das Wildrind ausgewiesen werden. Ein weiterer Trittstein, um die „grüne Lebensader“ zu schließen. Trotzdem: wenn wir unsere Anstrengungen nicht vervielfältigen, wird jede Hilfe für das Saloa zu spät kommen. Die größte noch verbliebene Population des Saola befindet sich mit geschätzten 50 Tieren in Hue und der angrenzenden Provinz Quang Nam. Wilderei, die Zerstückelung seines Lebensraumes durch Straßen und Waldzerstörung setzen ihm stark zu. Das ist die bittere Wahrheit, aber auch Antrieb alles zu geben, um das Saola und die letzen Tieflandregenwälder der Annamiten für die Zukunft zu bewahren.
Ein weiterer Projektbericht folgt in Kuerze.

Dienstag, Oktober 17, 2006

 

Wasserfall



Unberuehrter Fluss im Khao Khouay Schutzgebiet, copyright: Marc-Alexander Gross



Wir queren kleine Baeche, die in den Wasserfall muenden, copyright: Marc-Alexander Gross


Am Wochenende haben wir das erste Mal einen Ausflug unternommen und das Phou Khao Khouay Schutzgebiet besucht, rund 90 km von Vientiane entfernt. In diesem Naturpark sind noch Elefanten, Gibbons sowie vereinzelt Tiger und Nebelparder zuhause, auch wenn wir leider keine zu Gesicht bekommen haben. Je weiter wir aus Vientiane rausgefahren sind, umso mehr Waelder waren am Horizont zu sehen. Bis wir dann auf einen staubigen Strasse in den Naturpark eingetaucht sind. Es war ein schoener Augenblick, endlich Waelder um uns herum zu haben, und es hat Mut gemacht, dass es so nahe der Hauptstadt noch ausgedehnte Waeldgebiete gibt. Unser Ziel war ein Wasserfall, mitten im Wald gelegen, mit glasklarem Wasser. Da wir uns mit unseren Kleinen langsam an die tropische Wildnis herantasten wollen, haben wir nur einen kurzen, aber eindrucksvollen Rundgang unternommen: Baumriesen schoben sich gen Himmel, beindicke Lianen hingen vom Blaetterdach herunter; umgestuerzte und pilzbewachsene Baumstaemme kreuzten unseren Weg, und mehrmals mussten wir kleine Baechlein ueberqueren, die den Wasserfall gespeist haben.
Mit Unterstuetzung des Deutschen Entwicklungsdienst wird im Phou Khao Khouay Schutzgebiet Oekotourismus betrieben, d.h. die vor Ort ansaessige Bevoelkerung soll von dem Naturpark profitieren. Touristen koennen in den anliegenden Doerfern Tourguides buchen, die sie bei ihren Treks fuehren oder man kann die traditionelle Korbflechttechnik erlernen. Phou Khao Khouay ist auch der erste Naturpark in Laos mit einem Besucherzentrum.
Auf dem Rueckweg fuhren wir in die Abenddaemmerung hinein. Ueberall am Strassenrand, direkt nebem den Huetten und Hausern, loderten kleine Feuer. Da es keine Muellabfuhr gibt wie wir sie kennen, verbrennen die Menschen wie eh und je ihre Abfaelle. Ich moechte nicht wissen wie giftig der Rauch ist. Denn auch der moderne Zivilisationsmuell (der vor Laos nicht halt gemacht hat) wie Plastikflaschen, Folie etc. wandert ins Feuer.

Freitag, Oktober 13, 2006

 

Gummibaum-Plantagen





Thailand: Wo heute eine Teakplantage steht, wuchs frueher Urwald; ©WWF-Canon/Jeffrey McNEELY




In der Vientiane Times, der englischsprachigen Tageszeitung von Laos, hieß es am Mittwoch, dass die Forstbehoerde der Provinz Xayaboury einen Vertrag mit einem Chinesischen Unternehmen unterzeichnet hat, um eine 50.000 Hektar große Gummibaum-Plantage anzulegen (zum Vergleich: der gesamte Wienerwald ist gut 40.000 Hektar groß). Der Bericht steht stellvertretend dafuer, woher der Druck auf die Naturressourcen kommt. China, aber auch zunehmend Thailand und Vietnam saugen die Rohstoffe der Region wie Staubsauger auf und feuern damit ihr Wirtschaftswachstum von 7 bis 10 %. China ist weltweit mittlerweile der groesste Abnehmer von Tropenholz. Papier- und Zellstofffabriken in Vietnam und Thailand beziehen einen Großteil ihrer Holzrohstoffe aus Plantagen in Laos. Und die drei Staaten selbst gehoeren global laut FAO (Welternaehrungsorganisation) zu den Laendern mit dem groessten Anteil an Plantagen. Die Plantagen werden meist auf Kosten des Urwaldes angelegt. In den letzten Jahren mussten Millionen Hektar Naturwald in der Mekongregion den Baum-Monokulturen weichen. Diesen Trend gilt es zu stoppen. Und bestehende Plantagen muessen nach Best-Practice-Standards bewirtschaftet und FSC-zertifiziert werden. Best-Practice bedeutet, der lokalen Bevoelkerung vernuenftige Jobmoeglichkeiten zu bieten sowie Naturschutzbelange zu integrieren.

Vielleicht werde ich schon kommende Woche direkt mit der Plantagenproblematik konfrontiert. Am Sonntag geht’s zum WWF Vietnam nach Hanoi. Am Dienstag oder Mittwoch dann in die Provinz Hue in den Zentral-Annamiten, wo der WWF das „Green Corrdidor Projekt“ umsetzt.

Montag, Oktober 09, 2006

 

Ruderfest




WWF Ruderteam (vLnR): Somphone, Chanmaly, Noy, Yumiko, Dok, Anong; © Marc-Alexander Gross/WWF Greater Mekong Programme




Herstellung von "Blumenbooten"; © Marc-Alexander Gross/WWF Greater Mekong Programme




Am Wochenende war Vientiane in Feierlaune. Am Samstag wurde zum Vollmond des 11. laotischen Monats das Ende der buddhistischen Fastenzeit begangen. Drei Monate ohne Fleisch und Alkohol gingen für fromme Anhänger des Buddhismus zu ende. Besonders junge Laotinnen und Laoten waren außer Rand und Band. Denn jetzt darf wieder geheiratet werden. Kleine Flöße in Form von Lotusblüten wurden am Abend mit brennenden Kerzen und Räucherstäbchen auf dem Mekong ausgesetzt. So sollten die Sünden mit den Bötchen wegschwimmen und einen unbeschwerten Neubeginn einleiten.
Am Sonntag startete dann das Vientianer Ruderfest, mit dem die Nagas, mythische Wasserschlangen, beschworen werden. Im Boot, das von der Mekong River Commission gesponsort wurde, waren auch vier WWF’ler an Bord: Somphone, Yumiko, Noy sowie Dok. Ihr Boot mit rund 50 Ruderern hat zwar nicht gewonnen, aber dafür hatten sie viel Spaß. Die Mekong River Commission ist das Gegenstück zur Internationalen Kommnission zum Schutz der Donau.
Begleitet wurden die Feierlichkeiten von einem ausgelassenen Fest auf der Uferstraße des Mekong. Viele Laoten haben einige Tage frei bekommen, wobei für mich undurchschaubar geblieben ist, nach welchem System. Beim WWF waren Donnerstag und Freitag frei, die Banken hatten nur am Freitag geschlossen und der Kindergarten am Montag. Hmmm???

Mittwoch, Oktober 04, 2006

 

Besuch in Kambodscha



„Heilgetraenke“ mit Essenzen von Affen, Schlangen, Voegeln ... © WWF Greater Mekong Programme



Gewinnerin des Filmwettbewerb bei Dreharbeiten. ©WWF Greater Mekong Programme/ Ryan White


Seit Dienstag, meinem zweiten Arbeitstag, bin ich in Phnom Penh (Kambodscha) und nehme an einem WWF-Kommunikationstreffen teil. Aus allen vier Laendern des WWF Greater Mekong Programm (Kambodscha, Vietnam, Laos, Thailand) sind die Medienreferenten angereist, um eine Kommunikationsstrategie fuer die Region zu entwickeln.
Ein Highlight ist die Vorstellung der WWF-Konsumentenkampagne in Hanoi (Vietnam), mit der der Konsum gefaehrdeter Tierarten reduziert werden soll. Laut einer Umfrage konsumieren rund 50 % der Einwohner von Hanoi regelmaessig Wildtiere - in Form von Fleisch, Medizin, Dekorationen und Accessoirs. Kampagnenziel ist es, dass Zweidrittel der Hanoier Buerger ihre Einstellung aendern und Wildtier-Produkte zukuenftig meiden. Herzstueck der Kampagne ist ein Filmwettbewerb fuer Schueler. Die drei Gewinner haben die Moeglichkeit bekommen, ihre Filmidee zu dem Slogan „Don’t trade the natural world for human demands“ umzusetzen. Die Filmspots werden jetzt ein halbes Jahr lang taeglich vom groessten Vietnamesichen TV-Sender ausgestrahlt.

Montag, Oktober 02, 2006

 

Schildkroeten ueberall





Luxusartikel aus Schildkroetenhaut; die Hinterindische Schanierschildkroete (hier in Gefangenschaft) kommt in den Annamiten vor


Die Artenvielfalt ist atemberaubend hier. Alleine in Laos ist beispielsweise das Vorkommen von 15 (!) Schildkroetenarten bestaetigt, wovon einige nur in den Annamiten und sonst nirgends auf der Welt zu finden sind. Und von sechs weiteren Arten wird vermutet, dass sie hier vorkommen. Ein Zeichen dafuer wie wenig die Tierwelt von Indochina bisher erforscht ist.
Der WWF Laos hat gemeinsam mit anderen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen eine Anleitung veroeffentlicht wie der laotische „Otto-Normal-Buerger“ die verschiedenen Schildkroetenarten erkennen und melden kann. Dadurch sollen mehr Informationen ueber Handel und Verbreitung der Schildkroeten in Erfahrung gebracht werden, um entsprechende Schutzmassnahmen ergreifen zu koennen. In dem Leitfaden wird z.B. gefragt: “Auf welchem Markt haben Sie die Schildkroete gesehen?“ und „Wie teuer war sie?“. Bei allen Schildkroetenarten ist entweder vermerkt „Vorkommen bedroht“ oder „unbekannt“. Wie ueberall auf der Welt gehoeren auch in Laos Schildkroeten zu den am staerksten gefaehrdeten Tieren ueberhaupt.

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